Ganz verschiedene Unternehmen und Banken buhlen derzeit um die Aufmerksamkeit von Kleinanlegern und wollen das Geldanlegen einfacher und vor allem kostengünstiger machen. Dazu gehört auch Smartbroker. Meine Erfahrungen nach zwei Wochen: Ganz so smart ist der Online Broker nicht, wie er gern tut.
Meine Smartbroker Erfahrungen
Smart. – Das bedeutet laut OpenThesaurus so viel wie “intelligent”, “durchdacht” oder “ausgefeilt”. Attribute also, mit denen sich auch Smartbroker schmückt.
Auf smartbroker.de wird daher auch nicht mit Attributen gespart: “1 Depot für alles”, “keine Tricks & versteckte Kosten”, “Smartbroker auf dem Siegertreppchen”… Die Gewinnersiegel von gleich sechs Vergleichstests und Bewertungen suggerieren: Hier ist die zukünftige Nummer 1.
Als ganz so smart habe ich Smartbroker nicht kennengelernt. Im Gegenteil sehe ich keine wesentlichen Vorteile zu meiner Haus(-direkt-)bank, der comdirect. Aber dazu später mehr.
Registrierung bei Smartbroker
Vor meiner Registrierung bei Smartbroker habe ich Depots bei zwei anderen Banken/Unternehmen geführt.
Zunächst bei meiner Hausbank, der comdirect. Hier war die Eröffnung in wenigen Minuten erledigt, ich musste – wenn ich mich recht erinnere – noch einen Antrag per Post senden und das war’s. Die Bank kannte mich ja schon.
Ähnlich problemlos war die Registrierung bei Trade Republic. Hier lief alles digital. Von der Registrierung bis zur Verifizierung. Ich kann mich nicht erinnern nur einmal irgendwo etwas in Papierform in der Hand zu halten.
Ein ähnlich einfaches Procedere habe ich auch beim smarten Broker Smartbroker erwartet. Doch weit gefehlt.
Während die Depoteröffnung verheißungsvoll mit einem überschaubaren Onlineformular startete und mit dem Videoident der Post verheißungsvoll weiterging, war Smartbroker danach so postlastig wie eine klassische Bank.
Insgesamt 4 Briefe habe ich von der Partnerbank BNP Paribas erhalten. Die Fähigkeit zur Durchführung von Finanztermingeschäften musste per ausgedrucktem Formular erfolgen (immerhin konnte der Antrag per E-Mail eingereicht werden), die Freischaltung dauerte dann 4 Tage.
Unter „Smart“ verstehe ich etwas anderes. Vielleicht bin ich aber auch von Trade Republic zu verwöhnt.
Bedienbarkeit von Smartbroker
Die Website von smartbroker sieht modern aus. Das hatte ich auch von der Depotansicht selbst erwartet.
Tatsächlich wartet bei Smart Broker aber nur eine umgefärbte Version des Onlinedepots von BNP Paribas. Und diese umgefärbte Version ist nicht mal gut gemacht.
Regelmäßig landet man in der Ansicht der BNP Paribas selbst. Die Smartbroker Version strotzt vor Fehlern. Und eine App gibt es nicht. – Man kann aber auch hier die App “DAB-B2B” der PNB verwenden, um wenigstens etwas eines “smarten” und mobilen Depots zu haben. Alles aber kein Vergleich zu den mir bekannten Angebot von Trade Republic und comdirect.
Preisstruktur
Einer der Kernaussagen in der Kommunikation von Smartbroker: “Smartbroker ist besonders günstig! Handeln ist auch für 0 Euro möglich.”
Das verfängt insbesondere bei den vielen Kleinanlegern, die seit einiger Zeit und insbesondere seit Coronabeginn ihr Glück an den Aktienmärkten versuchen. – So wie ich.
So gibt allein Trade Republic an, allein im März 2020 über 40.000 Kunden hinzugewonnen zu haben. Wesentlicher Grund: Während klassische Broker pro Transaktion schnell mal 10, 20 oder 30 Euro verlangen, kostet bei Trade Republic jeder Kauf und Verkauf einer Position gerade einmal 1€.
In dieses Horn bläst auch Smartbroker und will den Handel besonders günstig machen. Hier ist das Angebot jedoch mit vielen Sternchen versehen.
- 0€ Gebühr werden erst ab einem Volumen pro Trade von 500€ erhoben.
- Geringere Transaktionen kosten mindestens 4€, hier kommen manchmal noch Börsenentgelte der Handelsplätze hinzu.
Das ist immer noch günstiger als viele klassische Broker. Aber leider nicht sehr selbst erklärend.
Was ich bei meinen ersten Orders bei Smartbroker vor allem vermisst habe, war eine einfache und direkte Darstellung der Orderentgelte.
Anders als ich es von comdirect und Trade Republic gewohnt bin, werden die nicht direkt angezeigt. Bei Smart Broker sind sie im “Ex Ante Kostenausweis” zu finden. Dieser Kostenausweis ist ein PDF in der Postbox des Depots. Die Postbox muss per separater Photo-TAN freigeben werden. Und bei jeder Anpassung der Order gibt es ein neues PDF.
Komplizierter geht es nicht…
Fazit zu meinen Smartbroker Erfahrungen
Unter “smart” hatte ich bei Smartbroker mehr erwartet als das (aktuelle) Ergebnis. Entspannter gestaltet sich der Handel über meine anderen Broker comdirect und Trade Republic.
Dennoch gibt es Vorteile bei Smartbroker, die ich auch nicht absprechen will:
- Trotz der komplizierten Darstellung der Preise ist sowohl die Depotführung als auch der Handel günstiger als bei den meisten klassischen Brokern.
- Dafür kann bei Smart Broker – anders als bei Trade Republic z. B. – jede Position gehandelt werden. (Eine eigene Freischaltung der Finanzterminfähigkeit für Optionen etc. vorausgesetzt.)
Ich habe mich daher entschieden, mein Portfolio für “Proffe Newcomer” gänzlich in Smartbroker abzubilden.
Bei den restlichen Kritikpunkten hoffe ich einfach darauf, dass Smartbroker mit steigenden Kundenzahlen das eigene Angebot weiter optimiert.
Schlechte Smartbroker Erfahrungen auch bei Stiftung Warentest
Auch test.de berichtet über günstige Kosten, aber viele Nutzer haben auch selbst eher schlechte Smartbroker Erfahrungen gemacht. Auch in diesen Erfahrungen geht es häufig um den langsamen Service, der nicht in diese Zeit passt und das z. T. wirklich schlimme und fehlerhafte Design.
Ich bin also nicht allein, mit meinen Smartbroker Erfahrungen.
Update: Ich habe mein Depot bei Smartbroker gekündigt. Da der Broker nicht in der Lage war innerhalb von 7 Wochen auf meine zwei Mails zur Änderungen meines steuerlichen Freistellungsauftrags überhaupt irgendwie zu reagieren, bleibe ich lieber woanders und versuche mein Glück jetzt mit Flatex. – Da war auch die Registrierung rein digital.