Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen: Auf die Antwort eine Tochter bekommen zu haben, erwiderte die Krankenschwester direkt nach der Entbindung “Ah, eine kleine Prinzessin also.”
Schon damals wollte ich am liebsten “Nein, ein Mädchen. Keine Prinzessin.” antworten.
Heute, über ein Jahr später, ist es noch genauso. Unsere Tochter wird regelmäßig als Junge oder “der kleine Mann” bezeichnet, weil sie eine blaue Mütze trägt. Kleidung kaufen wir regelmäßig im Jungenbereich, weil dort die Shirts dort keinen obligatorischen “I’m so sweet”-Drucke haben.
Während – z. B. bei Zara oder H&M – Jungen Monster auf dem Pulli haben und Rockstars oder Entdecker sein dürfen, sind Mädchen süß oder schaffen es im Leben grad zur Prinzessin – und manchmal auch schon zum Modell.
Ich hatte gehofft, dass unsere Gesellschaft im Jahr 2017 weiter ist. Tatsächlich werden aber auch heute die einfachsten Rollenbilder noch immer schon ab Geburt eines Kindes vor allem durch Kleidung und Farben quasi unverändert weitergetragen.
Meine Tochter soll selbst entscheiden können, wie sie später einmal ihr Leben gestaltet. Ob sie Entdeckerin, Holzfällerin oder eben Prinzessin werden will. Sie soll selbst entscheiden, welche Farben sie mag, welchen Kleidungsstil sie wählt und welche Frisur sie haben möchte.
So lange wir als Eltern darauf noch Einfluss haben, so lange werden wir aber weiter auch in der Jungenabteilung für sie einkaufen. Auch wenn das bedeutet, bei jedem zweiten Einkauf zu erklären, dass sie Mädchen und nicht Junge ist. – Obwohl sie eine blaue Mütze trägt.
Artikelbild (nicht unsere Tochter): Sweet Ice Cream Photography