Strenge Erziehung ist nicht ein Mangel an Liebe

Ich würde meine und unsere Erziehung selbst als “strenge Erziehung” bezeichnen.
Aber “streng” bedeutet keinesfalls “autoritär” und Strenge ist nicht ein Mangel an Liebe.


Wenn ich unsere Erziehung mit den erzieherischen Methoden anderer Eltern vergleiche, dann stelle ich schon immer wieder fest, dass wir zu den eher strengen Eltern erziehen. Das macht mich aber nicht verlegen. Ganz im Gegenteil: Mich bestärken solche Erfahrungen immer wieder in meiner Entscheidung.

Streng und dennoch voller Liebe

Strenge in der Erziehung ist für mich dabei aber keinesfalls mit einer autoritären Erziehung gleichzusetzen. Wir sind keine ungerechten Eltern, die selbst die kleinsten Regelabweichungen mit drakonischen Strafen belegen.

Ganz im Gegenteil: Die Beziehung zu unseren Töchtern ist von Liebe geprägt. Intimität, Vertrauen und Vertrautheit, gegenseitiger Respekt und Selbstachtung sind wesentliche Säulen unseres Lebens.

Klare Grenzen bieten Orientierung

Und dennoch glauben wir, dass ein Kind klare Grenzen braucht. Grenzen, die aber auch eindeutig benannt und für das Kind nachvollziehbar sind. Je klarer die Grenzen, umso größer ist auch die persönliche Freiheit innerhalb dieser Grenzen.

Denn grundsätzlich sollten – so denke ich – Kinder immer frei sein in ihren Entscheidungen und sich an gemeinsamen Entscheidungen als Familie auch beteiligen dürfen. Wichtig ist aber, dass diese Freiheit des Einzelnen nicht mit “Unfreiheit” und Einschränkung anderer Menschen einher geht.

Daher haben wir in unserer Erziehung konsequent darauf geachtet, dass das Wohl und Willen anderer Kinder auf dem Spielplatz geachtet wird.
Dass man sich an gesellschaftlich vereinbarte Regeln und Sitten hält und daher etwa aufrecht am Tisch sitzt und nicht mit den Händen isst, wenn es auch mit Messer und Gabel ginge.
Oder dass Aufräumen eben auch zum Spielen dazugehört.

Das funktioniert aber auch nur, wenn ein Überschreiten dieser Grenzen auch sanktioniert wird. Wenn auf eine Regelverletzung eine unmittelbare Ermahnung – im Zweifel auch mit lauterer Stimme – folgt, dann werden die vereinbarten Grenzen wieder ins Gedächtnis gerufen.

Strenge Erziehungsmethoden und Sanktion heißen aber in keinem Fall körperliche und seelische Gewalt. Die sind immer ein absolutes Tabu, ganz gleich welchen Erziehungsstil man wählt.

Es gibt kein Richtig oder Falsch

Ich glaube, dass man bei den unterschiedlichen Erziehungsstilen nicht per se sagen kann, welcher “richtig” und welcher “falsch” ist. Das ist immer eine Frage persönlicher Einstellung und eigener Sozialisierung und muss ganz sicher auch zum Kind passen.
Die einen bevorzugen eine strenge Erziehung, andere haben “laissez-faire” für sich entdeckt.

Ich scheue mich daher davor, Empfehlungen abzugeben und kann mit “Erziehungsratgebern” auch nicht viel anfangen.
Katja Saalfrank zum Beispiel hat als RTL-Erziehungsratgeberin tausenden Deutschen den Floh der stillen Treppe ins Ohr gesetzt. Für mich ist das eine Erziehungsmethode, die ich entschieden ablehne.

Letztlich macht es jedes Elternteil anders. Und das ist vielleicht auch gut so.
Hauptsache ist, dass du deinen Weg gefunden hast und ihr als Familie damit harmoniert.

Dennoch würde mich interessieren: Wie erziehst du dein(e) Kind(er)?

Foto: Branden Tate auf Unsplash

2 Kommentare

  1. Hi Adrian!

    Du hast meinen Artikel in deinem Text verlinkt, daher komme ich mal vorbei schauen. 🙂

    Zu deinem Inhalt: Ich frage mich, was du unter “streng” verstehst. So richtig klar wird das aus deinem Text nämlich nicht. Und was sind eure “Sanktionen”?

    Vielleicht verlierst du ja deine Scheu vor Erziehungsratgebern. Wenn ich das geschafft habe, schaffst du es auch. 😉 Die helfen nämlich echt, die eigenen Kinder und vor allem sich selbst besser zu verstehen. Ich empfehle immer besonders Nora Imlau. Da wirst du dich mit deiner Auffassung, dass viele Kinder auch Grenzen und Struktur brauchen, auch wiederfinden.

    Grundsätzlich bin ich aber genau wie Nora Imlau der Meinung, dass man eben immer schauen muss, was zu dem jeweiligen Kind (und auch zu den Eltern) passt. Manche Kinder brauchen mehr Sicherheit, Unterstützung und Anleitung, andere weniger. Da kann man nicht per se sagen “Kinder brauchen strenge Eltern”. Das Wort “streng” missfällt mir sowieso. Ich möchte niemals eine “strenge Mutti” sein. Stattdessen möchte ich liebevoll sein, Sicherheit vermitteln sowie fair und verlässlich sein (erzieherischer könnte man vlt. auch “konsequent” sagen).

    Viele Grüße!
    Sophie

    1. Hi Sophie.

      Danke für deinen Kommentar.
      Ja, vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Daher hier noch einmal komprimiert:
      – Strenge bedeutet für mich/uns vor allem, unseren Kindern nicht alles durchgehen zu lassen und – wie beschrieben – klare Grenzen zu benennen.
      – Strenge Erziehungsmethoden bedeuten sind nicht “autoritäre” Methoden.
      – Sanktionen erfolgen daher vor allem verbal oder beinhalten Konsequenzen. “Wenn du jetzt X tust, ist Y die Folge.”

      Mein “Problem” mit den meisten Ratgebern (ohne die von dir genannte Autorin zu kennen): Viele der Tipps wollen – so zumindest meine Erfahrung – universell und allgemeingültig sein. Sie sollen passend für alle Eltern und alle Kinder sein. Das wiederum ist mir zu platt. Ich glaube es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Kind zu einem ordentlichen Menschen zu erziehen.

      Aber ich schaue mir das von dir genannte Buch mal an. Vielleicht werde ich eines Besseren belehrt. 😉

      Bzgl. deiner Einstellung, dass du keine “strenge Mutti” sein willst (was ich verstehe): Ich bin der Überzeugung, dass Strenge und Liebe sich überhaupt nicht ausschließen.
      Ich kann rückblickend sagen, von meinen Eltern “streng” erzogen worden zu und dennoch war meine Kindheit voller Liebe.
      Vielleicht ist das auch ein Grundproblem, dass Erziehungsstile und -methoden immer als “entweder oder” und nicht als eine Mischung verstanden werden.

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