Anfängerfehler beim Aktienhandel vermeiden

Seit knapp 2 Jahren habe ich die Welt der Wertpapiere für mich entdeckt. – Und in dieser Zeit viel Lehrgeld bezahlt. Mein Tipp: Diese 7 Anfängerfehler beim Aktienhandel solltest du unbedingt vermeiden!


Klassische Geldanlagen sind tot

Klassische Geldanlagen sind schon seit Jahren tot.
Selbst so einstmals “todsichere” Dinge wie das “Haspa Mäusekonto” (Sparbuch mit festem Zinssatz) sind immer unattraktiver und zahlen nur noch Renditen, die unter der jährlichen Inflation liegen.

Mit Sparbüchern, Tages- und Festgeldkonten verbrennst du real Geld. Da hilft Sparen nicht mehr.
Wenn du also für dein Alter oder die Ausbildung deiner Kinder vorsorgen willst, dann musst du das möglicherweise selbst in die Hand nehmen oder wenigstens ein wenig aktiver werden.

Mit Wertpapieren das Alter absichern

Wertpapiere sind zwar riskanter (theoretisch kannst du deine gesamten Investitionen verlieren), bieten jedoch auch höhere Renditen.

Andere machen lassen: Robo-Advisor

Eine Form dieser Geldanlagen sind sog. “Robo-Advisor”. Gegen Zahlung einer Gebühr verwaltet ein Broker automatisiert dein Geld und investiert nach deiner gewählten Anlagestrategie in ETFs, Rohstoffe und Anleihen. Das gibt es z. B. bei meiner “Hausbank”, der comdirect oder von Startups wie “OSKAR”.

Mit ein bisschen Zeit und Mut kannst du das aber auch selbst tun und ohne Gebühren ähnliche oder bessere Renditen erwirtschaften.

Gebühren sparen und selber machen

Gerade bei risikoaversen (du nimmst eine eher geringe Rendite in Kauf, gehst aber auch nur wenig Risiko ein) Kleinanlegern haben ETFs in der jüngeren Vergangenheit sehr an Attraktivität gewonnen.

Ein ETF (“exchange traded fund“) bildet dabei z. B. einen bestimmten Aktienindex ab. Du partizipierst also an der Wertentwicklung eines Index, ohne Aktien aller Unternehmen in diesem Index kaufen zu müssen. Die Anteile an diesem Fond können – wie andere Wertpapiere – gehandelt werden.
Einer der bekanntesten Indizes, der so per ETF handelbar ist, ist der “MSCI World“. In ihm wird die Wertentwicklung der rund 1.600 größten Unternehmen der Welt abgebildet.

Viele ETFs sind mittels Sparplan besparbar. Du investierst also jeden Monat einen fixen Betrag in die von dir gewählten ETFs.
Bei meinem Lieblingsbroker Trade Republic ist das bereits ab 10€ und vollkommen kostenlos.

Einen solchen Sparplan haben wir für unsere Töchter bei der comdirect laufen (dort nennt sich das Produkt “junior Depot”) und legen für sie jeweils 25 Euro monatlich zurück. Das macht bei 15 Jahren Laufzeit und einer angenommenen jährlichen Rendite von gut 4,5% zur Volljährigkeit gut 7.000€ für den Start ins Erwachsenenleben. (Hier kannst du selber nachrechnen.)

Menschen machen Fehler

Wertpapiere sind nie risikolos. Aber so lange wir ein kapitalistisches Wirtschaftssystem haben, gewinnen Wertpapiere in der mittel- bis langfristigen Betrachtung in der Regel an Wert.

Wenn da nicht… Ja, wenn da wir Menschen nicht wären.
Denn wir machen die größten Fehler.

Egal ob weniger risikohaft bei ETFs oder risikobehafteter mit Aktien: Mit kleinen Fehlern kannst du ganz schön viel Rendite liegen lassen. Davon kann ich ein Lied singen und ich würde dir diese typischen Anfängerfehler beim Aktienhandel gern ersparen.

typische Anfängerfehler beim Aktienhandel

Die folgenden 5 typischen Anfängerfehler beim Aktienhandel solltest du vermeiden, weil sie dich richtig viel Rendite kosten können:

1. Spread: Kaufen zu unüblichen Handelszeiten

Bei Wertpapieren gibt es immer zwei Preise:

  1. Der Preis, zu dem ein Verkäufer verkauft. Dieser Preis wird “Brief” oder auch “ask” genannt. Das ist praktisch die Schwelle, zu der jemand bereit ist ein Wertpapier zu verkaufen.
  2. Daneben gibt es den Preis, zu dem ein Käufer kauft. Dieser Preis heißt “Geld” oder “bid”. So viel ist jemand bereits für ein Wertpapier zu bezahlen.

Häufig sind diese Preise sehr ähnlich, sie können aber stark auseinander liegen. Diesen Unterschied zwischen Geldkurs und Briefkurs nennt man “spread“.

Er ist umso größer, je mehr Akteure im Markt ein Wertpapier haben wollen und je weniger Akteure dieses Wertpapier zum Kauf anbieten.

Werden in einem Marktplatz nur verhältnismäßig wenige Wertpapiere gehandelt (das sog. “Volumen”) kann dieser Spread schnell sehr groß werden.
Bei Broker wie Trade Republic handelst du typischerweise auf kleineren Marktplätzen wie “LS Exchange”. Dieser Marktplatz ist eher klein, bietet aber auch den Handel außerhalb der normalen Börsenzeiten an. Zu diesen Randzeiten wiederum ist aber nur wenig los, also das Volumen der gehandelten Wertpapiere eher klein. Der Spread steigt dann häufig enorm.

Das Problem beim Spread: Er kostet dich Rendite!

Ein Beispiel:

  • Der Kurs eines Wertpapiers beträgt 100€. Das ist der Briefkurs.
  • Du willst das Wertpapier kaufen. Der Kurs für dich beträgt aber 101€, da die Nachfrage nach dem Wertpapier größer als das Angebot im Markt ist.
  • Du verlierst also allein durch den Spread 1% Rendite.

Manchmal hilft es, mit dem Handel ein wenig zu warten.
Am besten handelst du, wenn im Ursprungsmarkt des Wertpapiers die Börsen geöffnet haben. US-Papiere (Apple, Amazon, Netflix und Co.) handelst du daher am besten ab 15:30 Uhr deutscher Zeit. Dann haben auch die großen US-Börsen geöffnet.

2. Kauf mit geringem Volumen

Früher galt die Regel, dass jeder Kauf oder Verkauf mindestens 1.000€ betragen sollte.
Auch wenn das heute aufgrund geringerer Gebühren der Broker weniger ist, gilt die Regel noch immer.

Denn bei jedem Handel musst du Gebühren bezahlen. Diese Gebühren senken deine Rendite.

Ein Beispiel:

Bei meinem Lieblingsbroker Trade Republic kostet jeder Handel (also jeder Kauf und Verkauf) von ETFs oder Aktien pauschal 1€.

  • Du kaufst ein Wertpapier für 100€. Dafür wird eine Gebühr von 1€ fällig.
  • Nach einer Weile und ordentlich Kursgewinn verkaufst du das Wertpapier für 120€. Dafür wird eine Gebühr von 1€ fällig.
  • Von den 20€ Gewinn verlierst du 10% (2€) für die Gebühren. Dein Ertrag sinkt auf 18€.
    Die Gesamtrendite sinkt von 20% auf 18%.

Wenn du hingegen mit einem größeren Volumen kaufst, mit sonst gleichen Annahmen:

  • Du kaufst ein Wertpapier für 1.000€. Dafür wird eine Gebühr von 1€ fällig.
  • Nach einer Weile und ordentlich Kursgewinn verkaufst du das Wertpapier für 1.200€. Dafür wird eine Gebühr von 1€ fällig.
  • Von den 200€ Gewinn verlierst du nur noch 1% (2€) für die Gebühren. Dein Ertrag sinkt auf 198€.
    Die Gesamtrendite sinkt damit nur noch von 20% auf 19,8%.

Und das ist nur ein Beispiel mit den wirklich sehr günstigen Gebühren bei Trade Republic.
Meine Hausbank comdirect verlangt pro Transaktion ca. 12-15€, je nach Marktplatz. Da schlucken die Gebühren noch mehr Rendite.

Also lieber seltener und dafür mit größerem Volumen handeln!

3. Bei Gewinnen zu früh verkaufen

Du freust dich über 10% Wertzuwachs? Klar, du kannst jetzt verkaufen. Aber wer sagt, dass aus diesen 10% nicht auch 20% oder 50% werden könnten?

Der zu frühere Verkauf bei Wertzuwächsen ist einer der häufigsten Anfängerfehler beim Aktienhandel. Auch ich habe den leider schon zu oft gemacht und dadurch viele hundert Euro Rendite liegen lassen.

Zum Beispiel bei PayPal:

  • Gekauft habe ich (leider nur) einen Anteil an PayPal beim Kurs von 109 Euro.
  • Verkauft habe ich nach einigen Monaten für 155 Euro im Juli. Eine wahnsinnige Rendite von 41% innerhalb kürzester Zeit.
  • Problem: Heute steht PayPal bei fast 200 Euro. Mit etwas Geduld hätte ich also über 90% Rendite erwirtschaften können.

Meine Entscheidung zum Verkauf war vollkommen irrational: Es gab zum Zeitpunkt meines Verkaufs keinerlei Zweifel daran, dass PayPal sich weiter gut entwickeln würde. Im Gegenteil haben z. B. der zunehmende Onlinehandel durch Corona oder der Wegfall von Wirecard als Wettbewerber eher noch positive Signale gesendet.

Mein Wille schnell etwas Rendite (es waren ja auch nur 40€) zu erwirtschaften hat mir die Chance eines langfristigen Erfolgs genommen.

Anfängerfehler beim Aktienhandel: Zu früh verkaufen. In diesem Fall bei PayPal.
Typische Anfängerfehler beim Aktienhandel: zu früh verkaufen. In diesem Fall habe ich beim Handel von PayPal-Anteilen richtig viel Rendite verschenkt.

4. Bei Verlusten zu spät verkaufen

Anders als bei zu früh realisierten Gewinnen, sind Kleinanleger bei Verlusten häufig genau anders herum gepolt. Hier gilt dann das “Prinzip Hoffnung”.

Dein Wertpapier erleidet nur Verluste und abgesehen von kleinen Ausbrüchen kennt der Wert nur eine Richtung, und zwar nach unten? Dann solltest du dich lieber früh denn spät vom Papier trennen.
Deine Hoffnung, dass sich das Blatt wieder wendet, könnte dich sonst teuer zu stehen kommen.

Mein persönliche Erweckung hatte ich mit Wirecard:

  • (A) Gekauft habe ich am 10.10.2019 bei 139,70 Euro.
  • Nach ein wenig Aufwärtsentwicklung wurden dann die Vorwürfe der Bilanzmanipulation wiederholt. Ich hätte hellhörig werden können. (B) Der Rücksetzer auf gut 105 Euro zum Jahresende war jedenfalls heftig.
  • (C)Es gab dann nur eine kurze Erholung auf gut 139 Euro…
  • (D) …bevor der nächste Rücksetzer folgte und ich bei 103,15 Euro EndeMärz ich dann die Notbremse gezogen habe. Eine gute, aber zu späte Entscheidung.

Ich bin letztlich mit -26% und nur einem blauen Auge aus der Nummer rausgekommen. Bei mehr “Hoffnung” auf eine Erholung hätte der Verlust auch größer werden können.

5. Nach Bauchgefühl kaufen

Das Beispiel zeigt aber auch einen weiteren Kardinalfehler, den ich gemacht habe: Ich habe Wirecard nach Gefühl gekauft.

Zwar hatte ich mich vorher grundsätzlich mit dem Geschäftsmodell von Wirecard auseinandergesetzt.
Ich habe aber nie auch nur einmal Bilanzen/Jahresabschlüsse angeschaut oder mich mit den Betrugsvorwürfen auseinandergesetzt.

Andere Menschen haben gesagt, dass Wirecard sich lohnt, die Kurse kannten lange nur eine Richtung (nach oben). Das fühlte sich alles gut an.

Bevor du Aktien eines Unternehmens kaufst, solltest du dir einmal anschauen, wie es um dieses Unternehmen gestellt ist: Wie stabil sind die Finanzen, wie zukunftsträchtig ist das Geschäft? Damit kannst du dann ein bisschen solider beurteilen, ob dein Investment klug ist. Man spricht dann häufig von einer “Fundamentalanalyse“.

Es gibt darüber hinaus noch sog. “charttechnische Analysen“, wo ausschließlich die Entwicklung eines Wertpapiers betrachtet wird und bestimmte Modelle angesetzt werden um die zukünftige Entwicklung dieses Papiers vorherzusagen einzuschätzen.

Für mich persönlich ist das nichts. – Allein deshalb nicht, weil ich es nicht verstehe.

6. Hebelprodukte ohne Erfahrung handeln

Dinge, die ich auch nur zum Teil verstehe sind Hebelprodukte, also z. B. Optionsscheine und Knockout-Zertifikate.

Vereinfacht gesagt, wettest du mit mit diesen Produkten auf die Entwicklung eines Wertpapiers. Du musst dafür nur einen geringeren Geldbetrag einsetzen, als wenn du das Wertpapier direkt kaufst. So entsteht der sog. “Hebel” mit dem du größere Gewinne, aber auch deutlich größere Verluste realisieren kannst.

Nach über 2 Jahren habe ich bislang kaum Hebelprodukte im Einsatz:

  • Die Optionsscheine in meinem “Proffe Newcomer” Depot (bei Smartbroker). Hier überlasse ich die Kaufempfehlungen einem Profi und spekuliere auf ein geringeres Risiko die falschen Optionsscheine auszuwählen.
  • Ich habe zum allerersten Mal – nach genauer Analyse – einen Optionsschein (Call auf Infineon) gekauft. Allerdings nur mit einem Volumen von knapp 200€. Da würde ich auch einen Totalverlust verkraften.
    An “Proffe Newcomer” orientiert, habe ich hier aber auch das zugrundeliegende Wertpapier (Infineon) in gleicher Höhe gekauft.

7. Gierig werden

Eines der größten Probleme des Menschen: Irgendwann werden wir gierig. Und mit der Gier steigt die Risikobereitschaft.

Anfänglich war für meine ersten ETFs die Hoffnung, dass ich so um 5% jährliche Rendite erwirtschaften werde. In diesem Jahr habe ich – trotz Corona – durchschnittlich 20% erwirtschaftet und trotzdem das Gefühl, dass das auch mehr sein könnte.

Ich versuche mich hier immer zu stoppen. Denn diese 20% schaffe ich mit überschaubarem Risiko.
Ich möchte jedenfalls nicht irgendwann unser Erspartes riskieren, nur ums potenziell zu verdoppeln. Den Fehler haben schon andere gemacht.

Wahl des richtigen Brokers

A propos Fehler: Ich war anfangs der Meinung, ganz verschiedene Broker ausprobieren zu müssen.
Um Kosten zu sparen, weil mich die Werbung gefangen hat oder weil ich neben Aktien und ETFs auch andere Produkte handeln wollte.
Also hatte ich zwischenzeitlich fünf Depots. Bei meiner Hausbank, bei verschiedenen Neobroker, einem Robo-Advisor, …

Die Depotüberträge, die es brauchte um alles zusammenzuführen, rauben mir heute noch regelmäßig den letzten Nerv.

Will sagen: Sei schlauer als ich und suche dir einen Broker, der zu deinen Anforderungen passt.
Bei deiner Wahl ist auch ein Blick auf die Gebührenstruktur wichtig. Vor allem aber solltest du dir sicher sein, dass beim Broker deiner Wahl auch alle von dir gewünschten Produkte (also Aktien, ETFs, Kryptowährungen, Derivate und so weiter) handelbar sind.

Nur auf die Transaktionskosten zu schauen und am Ende aber nicht alle gewünschten Produkte handeln zu können, ist absolut ätzend. Das kannst du mir glauben.

Neben den hier bereits erwähnten finde ich beispielsweise den Broker LYNX super spannend. Vor allem, weil hier wirklich alle möglichen Produkte handelbar sind.
Selbst wenn du heute erst mit ETFs oder Aktien starten willst, so kannst du so später problemlos auch risikoreichere Produkte wie Derivate, Krypton oder selbst Währungen handeln. Ohne, dass du dann nach einem neuen Broker Ausschau halten musst!

Und gerade auch für Anfänger geeignet: LYNX hat ein super umfangreiches Börsenlexikon, das zu wirklich allen Themen passende Antworten bereit hält.

Wofür du dich auch immer bei deinen Investments entscheiden solltest: Ich wünsche dir mehr Weitsicht, als ich sie in meinen Anfängen hatte. Und natürlich immer auch das nötige Quäntchen Glück! 😉

Artikelbild: Ishant Mishra

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