Warum ich für eine Impfpflicht bin

Grundsätzlich bin ich immer dafür, dass Menschen Entscheidungen in ihrem Leben frei treffen sollten. Anders ist das beim Impfen. Hier bin ich Befürworter einer Impfpflicht. – Weil man nicht nur eine Entscheidung für das eigene Kind trifft, sondern auch für Dritte.Impfen ist aktuell wieder ein heikles Thema. Während Impfungen geholfen haben, schwere Erkrankungen wie die Kinderlähmung in Europa auszurotten, macht sich hierzulande wieder die Impfmüdigkeit breit.

Nur noch 12% aller Erwachsenen in Deutschland sind gegen Keuchhusten geimpft. Und immer mehr Eltern entscheiden, ihre Kinde nicht oder nicht vollständig zu Impfen.

Für die Ausrottung von schweren Krankheiten ist das fatal. Denn um Diphtherie auszurotten, liegt der erforderliche Anteil Geimpfter bei mindestens 80%. Für Mumps sind es schon 90% und für das endgültige Besiegen der Masern müssen sogar 92–95% aller Menschen dagegen geimpft sein.
Tatsächlich aber gibt es immer wieder Fälle von Todesfällen, die durch längt besiegt geglaubte Viruserkrankungen verursacht werden. – Wie etwa der Masern-Todesfall 2012 in Berlin.

Herdenschutz

Herdenimmunität
Herdenimmunität, Screenshot hu-berlin.de

Das wichtigste Argument – neben dem Schutz des eigenen Kindes vor schweren Erkrankungen – ist aber auch der solidarische Schutz anderer Menschen.

Menschen, die selbst nicht geimpft werden können, werden nur dadurch vor Ansteckung geschützt, indem sich viele ihrer Mitmenschen schützen lassen und so die Gefahr verringern, dass sich Erreger weiterverbreiten können.

(Die Humboldt-Universität hat dazu eine schöne Veranschaulichung gemacht, welche Impfbereitschaft zu welcher Immunisierung der Gesellschaft führt. Findet man hier.)

Aufgeklärt – Dank Falschinformationen

Auffällig ist, dass häufig solche Menschen Impfungen für ihre Kinder ablehnen, denen man einen hohen Bildungsstand zuspricht und die grundsätzlich als aufgeklärt gelten.

Aber in Zeiten, in denen man zu allen Themen tausende Informationen im Internet findet und diese auf ungeprüft weiterverbreiten kann, scheinen auch Falschinformationen oder Verschwörungstheorien plötzlich vollkommen verständlich.

(Aus dieser Kritik nehme ich mich nicht aus: Auch ich Suche Informationen im Netz. Ich versuche aber, verlässliche Quellen zu finden.)

Ein weit verbreiteter Mythos ist etwa, dass die in Impfungen enthaltenen Chemikalien und Schwermetalle wie Formaldehyd oder Quecksilber die geistige Entwicklung von Kindern störten. Ja, von drohendem Autismus ist gar die Rede!

Und während es stimmt, dass in Impfungen Formaldehyd und Quecksilber enthalten sein können und das auch kein Impfbefürwortet infrage stellt (etwa weil diese Stoffe lebende Viren im Impfstoff töten oder die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff verstärken), ist der Mythos von der Impfung, die Autismus auslöst, längst als Lüge enttarnt.

Meine Tochter ist nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) durchgeimpft. Sie leidet nicht unter Autismus, entwickelt sich vollkommen normal und war in ihrem ersten Kita-Jahr zweimal krank.

Für uns und für andere

Und ich möchte, dass das so bleibt. Ich möchte außerdem, dass ihre Freundinnen und Freunde gesund bleiben und im Zweifel nicht von meiner Tochter mit einer schweren, möglicherweise tödlichen Krankheit angesteckt werden.
Deshalb erwarte ich von anderen Eltern aber auch, dass sie so solidarisch und gesellschaftlich denken und ihre Kinder impfen lassen.

Wer sich von guten und wissenschaftlichen Gründen nicht überzeugen lässt, der muss dann vielleicht “gezwungen” werden oder damit leben, dass sein eigenes Kind von Teilen der Gesellschaft (wie der Kita) ausgeschlossen bleibt.

Es gibt Viruserkrankungen, gegen die man nicht impft oder impfen kann, die aber dennoch töten. Wie Herpes.
Dann sollten wir als Gesellschaft doch wenigstens die Krankheiten ausrotten, gegen die es gute, erprobte, wirksame und günstige Impfungen gibt.

Foto von Drew Hays on Unsplash

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